Lange habe ich mich davor gedrückt. Bin drum herum geschlichen, habe genervt das Chaos beäugt. Und das Ganze dann doch wieder verschoben. Anderes ist gerade wichtiger, schließlich muss man ja noch eine Abgabe für die Uni machen, sich mit Freunden treffen, die man ewig nicht mehr gesehen hat und nicht zu vergessen all die anderen Dinge die grade furchtbar wichtig sind und auf gar keinen Fall verschoben werden könnten.
Irgendwann sind sie mir dann doch ausgegangen. Die Gründe
warum ich das jetzt nicht machen kann. Es half alles nichts, ich musste endlich
meinen Kleiderschrank ausmisten und aufräumen. Das Chaos nervte mich zwar,
nichts fand man mehr. Einige Sachen wurden ewig nicht mehr getragen, nur weil
sie allzu versteckt waren. An sich ist aufräumen nicht schlimm. Ich habe
meistens kein Problem damit mich von alten Klamotten zu trennen. Aber ein paar
Sachen sind dann doch dabei, da will man nicht drüber nachdenken müssen, dass
sie wegmüssten.
Diese Handtasche ist so ein Teil.
Ich habe sie von Freundinnen vor Jahren zum Geburtstag
geschenkt gekriegt. Eine Freundin hat sie extra in einer kleinen Boutique,
während ihres Urlaubs in Brüssel, für mich gekauft, damit sie ja keiner in
unserer Stadt nochmal hat. Danach waren ich und die Clutch unzertrennlich. Sie
war mein ganzer Stolz. Mein Statement um zu zeigen ich habe Ecken und Kanten.
Um jeden Outfit den kleinen Touch Rebellion zu verpassen.
Ich würde fast sagen
mit dieser Handtasche und den Erlebnissen bei denen sie dabei war, bin ich
erwachsen geworden. Sie war dabei als ich mich mit meinem ersten Freund so
gestritten habe, dass wir uns schließlich trennten. Sie hatte bei den kältesten
Partys immer ein Tempo für mich parat, und alles was nötig war um die Nacht
durchzufeiern. Für die schönsten Abende war immer die Kamera griffbereit.
Doch irgendwann bin ich erwachsen geworden. Die Partys
wurden weniger, die Nieten immer abgegriffener. Ich habe schlechte Freunde aussortiert
und das Leder ist an den Ecken abgewetzt. Mein Leben hat sich verändert. Nicht
schlechter, nur anders. Es gibt wichtigeres als die nächste Party und ich weiß
inzwischen, auf wen ich wirklich zählen kann. Inzwischen schließt der
Reißverschluss nicht mehr richtig, keine Möglichkeit ihn zu reparieren. Aber sie wegzuschmeißen bedeutet auch, mit
dem Leben von damals endgültig abzuschließen. Aber manchmal denkt man dann doch
daran zurück, wie es wäre wieder so wie damals zu sein.
Sie ist im Schrank geblieben, zwischen all den anderen
Taschen. Den neuen Taschen, den geräumigeren Taschen die irgendwo auch für mein
aufgeräumteres Leben stehen.
Die Sache mit den Frauen und den Taschen. Sie sind nie nur ein Accessoire, sie sagen
anderen, wer wir sind und wie wir sein wollen. Vielleicht brauchen wir sie oft
auch selber, um uns wieder daran zu erinnern. Und die kaputten, alten Taschen um
nicht zu vergessen wer wir waren.
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